Lehrerfortbildung in der Atacamawüste
05./ 06. 01.2019
Flug von Frankfurt/Main über Madrid und Santiago de Chile nach Antofagasta
Hallo vom anderen Ende der Welt.
Nach insgesamt 36 Stunden Anreisemarathon bin ich zusammen mit 8 anderen deutschen Lehrern und ab Santiago mit weiteren 4 chilenischen Lehrern in Antofagasta im Norden von Chile angekommen.
Hier am Rande der Atacamawüste liegt eine der größten Städte Chiles mit mehr als 300 000 Einwohnern. Drei Tage werden wir hier an Lehrerfortbildungen teilnehmen, mit chilenischen Lehrern über Lichtverschmutzung diskutieren und natürlich den südlichen Sternhimmel beobachten.
Ein erster Höhepunkt der Anreise war ein spektakulärer Blick auf die Kuppeln des Very Large Telescope (VLT)) aus dem Flugzeug. beim Anflug auf Antofagasta konnte man eindrucksvoll die Standortwahl nachvollziehen. Während südlich und nördlich des Teleskopstandortes sich Wolken vom Pazifik bis weit in das Landesinnere schoben, blieb der Himmel über dem VLT wolkenlos.
Heute werden wir zunächst das Museum der Atacamawüste besuchen, bevor es am Nachmittag dann zur Universität geht.
07.01.2019
Astronomieworkshops
Heute war nach einem ersten Kennenlernen und einer kurzen Stadtbesichtigung unser erster Workshoptag. Der Kollege Latußek vom Bischöflichen Gymnasium Hildesheim (im Bild) und ich zeichneten hier für einen Teleskopworkshop verantwortlich. Anhand mitgebrachter Technik wurden die Möglichkeiten der Himmelsfotografie erläutert. Dabei standen Grundkenntnisse im Mittelpunkt. Vor allem ging es hier auch darum, die Angst vor der Technik zu minimieren und Möglichkeiten für das kleine Budget aufzuzeigen.
08.01.2019
Vorstellung unserer Arbeit und Workshops an der Universidad Católica de Norte
Heute waren wir an der katholischen Universität des Nordens in Antofagasta zu Gast.
Innerhalb einer Lehrerfortbildung für weiterführende Schulen (also ab Klasse 5) haben wir unsere Heimateinrichtungen vorgestellt und um Kooperationen geworben. Vom Pestalozzigymnasium Rodewisch hatte ich einen kleinen Film mit spanischen Untertiteln mitgebracht (danke an die Kollegen daheim), der die Vielfalt der schulischen Aktivitäten wiederspiegelt. Dieser wurde genauso wie die Präsentationen meiner Kollegen mit viel Interesse verfolgt. Ausführlichen Gespräche in den Pausen (oft mit Händen und Füßen, manchmal auch in englischer Sprache) haben hoffentlich eine erste Basis für weitere Kooperationen ermöglicht.
Im Anschluss besuchten wir das Minenmuseum in Universitätsnähe und führten im Anschluss einige kleine Experimente zur Bestimmung des wahren Mittags durch.
Am Abend geht es dann gemeinsam mit unseren chilenischen Kollegen zu einem Beobachtungsabend in die Atacamawüste.
08.01.2019
Der Himmel über der Atacamawüste
Heute Abend war Sternegucken angesagt. Dazu sind wir mit einem großen Bus zu einem Platz ca. 1 Stunde weit südlich der Stadt Antofagasta aufgebrochen. Nach anfänglichen Problemen mit den Autoscheinwerfern von Touristen, konnten wir dann doch gemeinsam den fantastischen Himmel genießen. Milchstraße, Magellansche Wolken, Eta Carnae und vieles mehr.
Um 22:19 Uhr Ortszeit dann noch der Überflug der ISS. Ein wunderschöner Abend, wieder gemeinsam mit unseren chilenischen Kollegen.
09.01.2019
Schulbesuch und Himmelsfotografie
Tagsüber stand der Besuch einer öffentlichen Schule auf dem Programm. Trotz Sommerferien haben wir einen Eindruck von der Bilddungsarbeit in Chile erhalten können.
Diese ist geprägt durch ein zweigleisiges Bildungssystem indem private Institutionen mit öffentlcichen Schulen konkkurieren.
Schon bei der Schulausstattung gibt es da gewaltige Unterschiede. Die Mittel an der von uns besuchten Schule im Süden Antofagastas sind sehr beschränkt und der Unterricht ist eine große Herausforderung für Lehrer und Schüler.
Aber die Bildungsinitiative von Staat und Kommune hat gegenüber meinem Besuch vor 3 Jahren Früchte getragen.
Mittelerweile gibt es zumindest eine Grundausstattung an Lehr- und Lernmitteln. Allerdings ist die Ausstattung nicht mit Deutschland zu vergleichen. Ein Beispiel dafür gibt die doch sehr mangelhafte Ausstattung an Informationstechnologie. So freut man sich an dieser Schule schon über einen Informatikraum mit einer interaktiven Tafel und einem Klassensatz Tablet-Computer - und das für ca. 900 Schüler.
Die Nacht gehörte bis in die frühen Morgenstunden der Sternenbeobachtung. Gegenüber gestern, wo wir mit einer sehr großen Gruppe unterwegs waren, sind wir heute nur mit wenigen Interessierten noch einmal in die Wüste gefahren und haben einen praktischen Fotoworkshop veranstaltet.
Dabei sind fantasitsche Fotos des südlichen Sternhimmels entstanden und wir konnten eine Menge Kenntnisse sowohl an chilenische wie auch deutsche Kollegen weitergeben.
Ein noch unbearbeitetes Bild (rechts) zeigt die fantastische Qualität des südlichen Himmels ca. 1 Autostunde südliche der Großstadt Antogagasta.
Die Große Magellansche Wolke ist hier lediglich 30 Sekunden mit einer handelsüblichen DSLR-Kamera bei 200 mm Brennweite belichtet.
10.01.2019
Ein ganzer Tag am Very Large Telescope der ESO
Nun sind die Fortbildungen für die chilenischen lehrer abgeschlossen und wir können an unsere eigene Fortbildung denken.
Heute stand der Tag ganz im Zeichen eines der größten europäischen Teleskope. Unter fachkundiger Führung eines einheimischen Kollegen, der an der staatlichen Universität Antofagasta Astronomie studiert, besichtigten wir viele Teile der Teleskopanlagen auf dem über 2600 meter hohen Cerro Paranal.
Beim Besuch der Teleskopkuppeln der Großteleskope ANTUN und YEPUN sowie des Survey-Teleskops VISTA staunt man über die schiere Größe der Instrumente. Auch wenn man in der eigenen Arbeit häufig Größenvergleiche mit diesen teleskopen bemüht, ist der Anblick vor Ort etwas ganz anderes.
Auch hatten wir die Möglichkeit zum besuch der Kontrollräume und waren am Abend eingeladen, das Einrichten der teleskope für die nacht live in der Kuppel des YEPUN zur verfolgen.
Nach einem beeindruckenden Sonnenuntergang sind wir noch einmal in die Wüste gefahren, um eigene Aufnahmen vom südlichen Sternhimmel zu machen.
11. / 12.01.2019
Auf zu den Anden
Die Lehrerfortbildung in Antofagasta ist beendet und wir sind mit dem Linienbus ca. 5 Stunden in Richtung Nordosten bis an den Fuß der Andenkette gefahren. Hier in San Pedro de Atacama haben werden wir am Montag zu unserem letzten astronomischen Highlight - dem Besuch der Atacama Large Millimeter and Submillimeter Array (ALMA) aufbrechen.
Über das Wochenende ist Akklimatisation und Höhenanpassung vorgesehen. Unsere Unterkunft liegt schon auf 2300 Meter. Heute haben wir ein kleines, aber exklusives Meteoritenmuseum besucht und am Nachmittag die Dünen des Valle de la Luna - des Mondtals auf einer anstrengenden Wanderung erkundet und auf 2500 Meter den Sünnenuntergang genossen.
Morgen geht es dann bis auf 4100 Meter zu den Geysiren der Anden.
13.01.2019
El Tatio Geysirfeld
Gleich eine Herausforderung für den Körper in mehrerer Weise. Heute morgen war bereits um 04:30 Uhr Abfahrt zum Geysirfeld El Tatio hoch in den Anden. Neben dem zeitigen Beginn stand bereits nach 45 Kilometern eine Höhe von ca. 3500 Metern zu Buche. Noch vor Sonnenaufgang um 06:30 Uhr sind wir dann im Geysirfeld bei minus 6° Celsius angekommen. Damit habe ich meinen persönlichen Höhenrekord gebrochen - immerhin 4269 Meter über dem Meeresspiegel.
Jeder Schritt will da oben wohl überlegt sein. Schon die kleinste Anstrengung, sei es das Aufheben eines Gegenstandes oder das Erklimmen eines kleinen Hügels, stellt den Körper vor eine Herausforderung. Aber ich denke wir haben das heute gut gemeistert und uns somit gut auf unseren besuch bei ALMA am morgigen Tag vorbereitet.
Gesehen haben wir neben einem beeindruckenden geothermalen Aktivitäten auch eine ganz andere Flora und Fauna, die geprägt ist durch Flechten und Moose sowie durch Flamingos, Vicunas und Lamas.
14.01.2019
ALMA - Atacama Large Millimeter and Submillimeter Array
Ein ganztägiger Fortbildungsaufenthalt zu einem der größten Observatorien der Welt war ein weiterer und abschließender Höhepunkt auf unserer Chilereise.
Heute hatten wir die Möglichkeit einen sehr ausführlichen Blick hinter die Kulissen der nichtoptischen Astronomie zu werfen.
Auf Grund der medizinischen Beschränkungen haben wir heute die Gruppe geteilt. Eine Gruppe hat die ALMA Operation Site (AOS) in 5000 Meter besucht und die Antennen besichtigt.
Die andere Gruppe hatte die Gelegenheit eine sehr ausführliche Führung durch die ALMA Opereation Site (OSF) mit den Kontrollräumen, dem Computerzentrum und natürlich zum OTTO, einem von zwei Transportern für die Antennen zu unternehmen.
Einen ausführlichen Bericht kann es erst später geben, da ich noch sehr unter den überwältigenden Eindrücken gefangen bin.
Jetzt geht es ans Kofferpacken und am morgigen Tag treten wir die Heimreise an.
Vielen Dank für Ihr Interesse an diesem Blog. Ausführliche Präsentationen dazu wird es im März 2019 im Planetarium Rodewisch geben.