Der Sternhimmel im November 2024
Der November ist mit seinen langen Nächten ein optimaler Zeitraum für astronomische Beobachtungen. Als beherrschendes Objekt am Nachthimmel leuchtet Jupiter unübersehbar mit einem Glanz von -2,8 mag. Zu Monatsbeginn passiert er gegen 18.45 Uhr die südöstliche Horizontlinie und zu Monatsende zwei Stunden früher. Er ist mit dem 11-fachen Erddurchmesser der größte Planet des Sonnensystems und wird deshalb gern als Riese bezeichnet. Seine Masse übertrifft die aller anderen Planeten zusammen um das 2,5 fache. Jupiter beeinflusst einen beträchtlichen Teil seiner Umgebung und wird von einer Vielzahl von Monden und sogar einem Ringsystem umkreist. Beim Teleskopblick erkennt man sofort die vier größten Monde sowie die ovale Form des Planeten. Des Weiteren sieht man die bereits von Christian Huygens 1659 bemerkte Abfolge von hellen und dunklen Bändern. Einige Jahre später entdeckte Giovanni Cassini einen gewaltigen und dauerhaften Wirbelsturm, den Großen Roten Fleck. Diese Beobachtungen führten zu der Überzeugung, dass Jupiter von einer dicken und undurchdringlichen Atmosphäre umgeben ist. Inzwischen ist bekannt, dass es sich um einen riesigen Ball aus gasförmigem und flüssigem Wasserstoff und Helium handelt. Im Zentrum könnte sich ein Gesteinskern befinden, der etwa Erdgröße hat. Auf keinem anderen Planeten des Sonnensystems sind die Tage kürzer als auf Jupiter. Der Planet dreht sich in knapp zehn Stunden einmal um die eigene Achse. Die hohe Rotationsgeschwindigkeit ist der Grund für die abgeplattete Form und das auffällige Streifenmuster.
Jupiters Anblick ist geprägt von ruhigem, intensiven Licht und wird bereichert durch den himmlischen Hintergrund, den das Sternbild Stier bietet. Als typische Winterfigur kündigt es den Wechsel zur kalten Jahreszeit an. Ein schönes Detail dieses Sternbildes ist der großflächige offene Sternhaufen der Hyaden, der sich dem Beobachter als geneigtes V zeigt. In der Darstellung der griechischen Antike symbolisieren diese Sterne das Gesicht des Stiers, wobei der rötliche Aldebaran das blutunterlaufene Auge des Tieres markiert. Das Sternengewimmel der Hyaden umfasst etwa 200 Mitglieder, von denen uns rund 150 Lichtjahre trennen. Damit ist es die sonnennächste Ansammlung dieser Art. Aldebarans Zugehörigkeit zu dem Sternhaufen ist nur scheinbar. Mit 65 Lichtjahren Distanz ist er knapp halb so weit wie die Hyadensterne entfernt, liegt jedoch zufällig in der Sichtlinie zur Sternengruppe. Der orangefarbene, relativ kühle Stern gehört zur Gruppe der Riesen und besitzt etwa die 1,5-fache Sonnenmasse.
Jupiter befindet sich östlich von Aldebaran, dem auffälligsten Gestirn der Hyaden. Es ist ein günstiger Anhaltspunkt, um Jupiters Bewegung aus irdischer Sicht zu verfolgen. So befindet sich der Planet seit Anfang Oktober in seiner Oppositionsschleife und läuft allmählich auf die Hyaden zu, also in die Ost-West Richtung. Diese rückläufige Bewegung ist ein scheinbarer Effekt, der dann eintritt, wenn die Erde auf ihrer weiter innen gelegenen Umlaufbahn den weiter außen und langsamer laufenden Jupiter überholt. Der Überholzeitpunkt wird als Opposition bezeichnet und ist der Zeitraum der kleinsten Entfernung zwischen Erde und Jupiter und charakterisiert die günstigste Sichtbarkeitsperiode. Am 7.12., dem Tag der Opposition, hat er mit 612 Millionen Kilometer nahezu seinen Minimalabstand zur Erde erreicht. Bei einer Umlaufzeit von 11,9 Jahren tritt die Opposition etwa alle 13 Monate ein. Das sind vier Astronomische Einheiten, was den vierfachen Abstand zur Sonne betrifft. Ab Anfang Februar wechselt Jupiter seine Bewegungsrichtung und wird wieder rechtläufig, also in die West-Ost Richtung und entfernt sich dann wieder allmählich von den Hyaden.
Wer im November sein Augenmerk in den Stier lenkt, hat die Möglichkeit, den drittgrößten Planeten des Sonnensystems, Uranus, zu entdecken. Er durchläuft seine Opposition am 17.11. und zeigt sich mit einer scheinbaren Helligkeit von 5,6 mag im östlichen Teil des Stiers. Nur zu dieser Zeit ist seine Beobachtung theoretisch mit bloßem Auge möglich. Meist sind jedoch die Sichtbedingungen nicht ausreichend gut, so dass erst ein Fernglas das Auffinden des Planeten ermöglicht. Seine Oppositionsentfernung beträgt 2778 Millionen Kilometer, was dem 4,5-fachen der Jupiterdistanz entspricht.
Anblick zur Monatsmitte gegen 19.00 Uhr
Alle Zeitangaben in MEZ
Jochen Engelmann