Lehrermitflug an Bord des SOFIA - Stratosphärenobservatoriums
16.02.2019
Heute geht es los. Die mit Spannung erwartete Reise in die USA kann beginnen. Gerade noch rechtzeitig haben sich die Parteien in den Vereinigten Staaten auf einen Haushalt geeinigt, so dass den Forschungsflügen der SOFIA nicht wieder ein "Shutdown" droht.
Heute geht es erst einmal nach Frankfurt, von wo wir morgen in die USA starten.
Wir, das sind vier Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet. Dabei sein wird Andrea Sittig-Kramer, die in Uelzen (Niedersachsen) an einer Realschule unterrichtet, Magarita Riedel, eine Physikerin von Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Joachim Groß vom Schülerforschungszentrum Südwürtemberg sowie meine Person (Olaf Graf, Leiter der Sternwarte Rodewisch)
Dazu kommt natürlich Antje Lischke-Weis vom Deutschen SOFIA-Institut, der die gesamte organisatorische Planung unterliegt.
Jeder von uns, hat sich mit einem Projekt für den Mitflug beworben und wurde von eine Kommission ausgewählt.
Bei meinem Projekt soll es um die frühkindliche Bildung gehen. damit möchte ich Kinder im höheren Kindergartenalter und in der Grundschule für naturwissenschaftliche Fragestellungen begeistern.
In Veranstaltungen, die wir gemeinsam mit dem Kinderhaus Flohkiste für das zweite Halbjahr planen, möchte ich dann von meinem Aufenthalt in den USA berichten und mit den Kindern gemeinsam die Geheimnisse von SOFIA erkunden.
Darüber hinaus wird es auch Vorträge für die Bevölkerung geben, in denen ich von den Erlebnissen an Bord der fliegenden Sternwarte berichten werde.
Mit von der Partie wird auch die FREIE PRESSE sein, die von meinem Vorhaben berichten wird.
17.02.2019
Abflug nach Kalifornien
Jetzt geht es los. Wir sind am Flughafen angekommen und die Sicherheitskontrollen waren heute entspannt. Das Flugzeug, ein A380 der Lufthansa, ist gerade gekommen. Nun steht der Reise nach Kalifornien nichts mehr im Wege. 12 Stunden Flugzeit und 9 Stunden Zeitverschiebung bewirken, dass wir schon gegen 13:00 Uhr Ortszeit ankommen werden. Dann beginnt die aufwändige Einreiseprozedur und anschließend müssen wir noch den Mietwagen abholen. Dann geht es ins Hotel und am Montag (Ortszeit) das zur NASA nach Palmdale.
Der amerikanische 17.02.2019
Happy Landing in L.A.
12 Stunden Flug liegen hinter uns und noch mal 3 Stunden Immigration und Abholung des Mietwagens.
Der Flug führte uns über Island und Grönland, dann weiter über das tief verschneite Kanada bis wir dann schließlich am Columbia-River den US-amerikanischen Luftraum erreichten.
Jetzt sind wir endlich im Hotel angekommen und das Abenteuer SOFIA kann beginnen. Morgen geht es erst einmal zum Griffith-Observatorium in den Bergen nördlich von Los Angeles.
Dann weiter nach Palmdale zum AMES Flight Research Center der NASA.
Das Wetter hier in Kalifornien ist schlechter als zu Hause. Sehr kühl und es weht ein extremer Wind vom Pazifik in die Stadt.
Hoffen wir mal, dass sich das nicht auf den Flugplan auswirkt.
19.02.2019
Armstrong Flight Research Center
20.01.2019
SOFIA-Flight #548 Take 1 with HAWC+
Also heute sollte es los gehen. Mein erster Forschungsflug in die Stratosphäre war geplant.
Leider wurde daraus nichts, denn das Wetter hier in Kalifornien ist gelinde gesagt miserabel.
Wie heißt es so schön bei Albert Hammond:
Didn't think before deciding what to do
Oh, that talk of opportunities, TV breaks and movies
Rang true, sure rang true
Seems I've often heard that kind of talk before
It never rains in California, but girl, don't they warn ya?
It pours, man, it pours
21.01.2019
SOFIA-Flight #548 Take 2 with HAWC+
Ja was soll man hier berichten. SOFIA ist ein sehr komplexes System. Nachdem wir gestern das Wetter von der besonders schlechten Seite hatten, war aus dieser Richtung heute kein Ärger zu erwarten.
Und so sind wir sehr erwartungsvoll wieder zum Armstrong Flight Research Center gefahren. Um 15:50 Uhr war Mission Briefing und alle Systeme standen auf "GO".
Also nichts wie raus zum Flieger, Taschen verstaut und den Wissenschaftlern aufgepasst , wie sie die Syteme startklar gemacht haben. Sowohl der Misson Director als auch die Wissenschaftler und Piloten haben sich viel Zeit genommen um uns alles zu erklären.
Bei Letzteren war dies schon ein wenig verwunderlich, da wir eigentlich erwartet hatten, dass sie voll und ganz mit der Flugvorbereitung zu tun haben würden.
Und kurze Zeit später kam dann auch die Aufklärung. Der Flugingenieur hat festgestellt, dass sich eines der Flugzeugsysteme, welches für die Teleskopkühlung den erforderlichen Strom liefert, nicht hochfahren lies. Nun brach eine gewisse Hektik aus und die Techniker haben versucht den Fehler zu beheben. Leider ohne Erfolg.
In letzter Konsequenz musste der Mission Director dann nach ca. 90 Minuten wider bekanntgeben: "Flight is cancelt"
Damit endete der Tag mehr als frustrierend.
22.02.2019
Joe Davies Heritage Airpark und Instrumentenwechsel
Da auch heute morgen der Fehler noch nicht wirklich eingegrenzt ist, bleibt es beim ursprünglichen Zeitplan und der Instrumentenwechsel stand an.
Bevor es soweit war, haben wir den Airpark in der Nähe des AFRC besichtigt und uns neben vielen militärischen Flugzeugen auch den Space Shuttle Carrier angesehen, eine umgebaute Boeing 747-100, mit der das Space Shuttle nach den Landungen auf der Edwards Air Force Base (hier ganz in der Nähe) wieder zurück nach Florida geflogen wurde.
Anschließend durften wir erleben mit welcher Präzession und mit welchem logistischen Aufwand ein Instrumentenwechsel an Bord von SOFIA einhergeht. Als wir am Mittag im Flugzeug waren, war HAWC+ schon abgebaut und FIFI-LS wurde mittels Hubwagen und Spezialfahrzeug mit äußerster Präzession in das Flugzeug transportiert. Dabei kommt auch die Bürokratie nicht zu kurz, denn jeder einzelne Schritt wird akribisch auf einer Checkliste festgehalten.
Weitere Gespräche mit DSI-Mitarbeitern und ein Besuch im Spiegellabor rundeten den Tag ab.
Wie es weiter geht, steht momentan noch nicht fest. Antje Lische-Weis, unsere DSI-Begleiterin und ihre Kollegen arbeiten schon seit dem gestrigen Abend mehr oder weniger ununterbrochen an einem Alternativplan. Momentan ist noch nicht raus, ob wir die nächste Woche noch hierbleiben oder ob wir unsere Reise im Laufe des Jahres wiederholen.
Sicher ist nur - WIR WERDEN FLIEGEN.
Und dafür gebührt allen DSI-Mitarbeitern und vorallem Antje ein großes DANKESCHÖN.
23.02.2019
Lichtblicke und Devils Punch Bowl
Heute wurde entschieden, dass wir die ausgefallenen Flüge in der nächsten Woche nachholen werden.
Damit wird unsere Reise nach Kalifornien vermutlich nicht ganz ohne Stratosphärenaufenthalt zu Ende gehen.
Allerdings ist der Aufwand riesig. Wir haben heute Flüge umgebucht, Mietwagen verlängert, ein neues Hotel gesucht und müssen noch die Zugangsberechtigungen zum Armstrong Flight Research Center verlängern. Um Letzteres kümmern sich die Kollegen hier vor Ort.
Außerdem mussten natürlich alle Mitreisenden auch Ihre heimatlichen Verpflichtungen umverlegen.
Außerdem ist immer noch das technische Problem am Flugzeug nicht endgültig geklärt, aber es wird auch am Wochenende auf USRA-Seite daran kräftig gearbeiet.
Nun hoffen wir einmal, dass wir am Dienstag dann endlich abheben können.
Wenn es so ist, dann sind wir eigentlich wieder im normalen Flugplan, den wir vor dem Shutdown angestrebt hatten.
Wir werden dann vermutlich mit deutschen Wissenschaftlern und dem in Deutschland gebauten abbildenden Spektrometer FIFI-LS fliegen und hoffentlich viele einmalige Erfahrungen machen.
Heute hatten wir zwischenzeitlich noch Gelegenheit einem kleinen Ausflug in die Berge zu unternehmen und sind durch die Schlucht des Devil's Punch Bowl gewandert - einer beeindruckenden Sandsteinformation am Rande der Hochebene von Palmdale. Dort liegt auch noch etwas Schnee und zeigt, dass Kalifornien doch nicht nur aus Sommer, Sand und Strand besteht.
24.02.2019
Sonntag
Der Titel sagt eigentlich alles. Bezüglich unserer Mission hat sich heute nichts getan. Auch bei der NASA gibt es Wochenenden.
Aber ein solcher freier Tag sollte nicht ungenutzt vergehen. Deshalb sind wir nach Vasques Rock gefahren, einer Sandsteinformation unweit der CA-14 ca. 20 Meilen Richtung Los Angeles.
Neben einer beeindruckenden Naurkulisse, in der man sehr gut wandern kann, ist die Gegend dafür bekannt, dass hier viele berühmte Filme gedreht wurden. Das begann bereits 1935 mit John Wayne in den Western und setzte sich über "Planet der Affen" und die "Flintstones" (hier wurde nach der Kulisse gezeichnet) bis zu "Startrek IV" fort.
Abends waren wir noch mit ein paar Kollegen vom DSI in einem zünftigen Steakhaus.
Am Montag geht es wieder auf die Base und ich hoffe einmal, dass ich morgen Neues berichten kann.
25.02.2019
Teleskopsimulator und Entwicklungslabore
Unsere Flüge mit SOFIA sind nun für Dienstag und Mittwoch terminiert. Morgen ist um 16:05 Uhr unserer Zeit Mission Briefing und um 18:03 Uhr ist der Start geplant. Geplante Beobachtungsobjekte sind neben dem Mars, der zur Kalibration dienen wird, die Galaxien M66 (NGC3627) im Löwen, die Galaxie NGC 2445 im Luchs sowie eine sogenannte "Green Pea Galaxie" (sinngemäß "Grüne Erbsengalaxie"). Bei den Beobachtungen geht es im Wesentlichen um die Beobachtung von Staub in Galaxien und dem Verständnis der sehr unterschiedlichen Arten und Raten von Sternentstehung in Galaxien. Bei den Erbsengalaxien sind extrem hohe Sternentstehungsraten beobachtet wurden, die bisher nicht erklärt werden konnten. Dabei kommt FIFI--LS, ein abbildendes Spektrometer zu Einsatz. Dieses wurde in München und später in Stuttgart entwickelt und gebaut. Mittels solcher Beobachtungen werden auch Beobachtungslücken zwischen den erdgebundenen Beobachtungen im nahen Infrarot und den Beobachtungen z.B. der ALMA-Teleskope (Nordchile) im Submillimeterbereich geschlossen, um möglichst ein umfassendes Bild der physikalischen und chemischen Prozesse der Sternentstehung zu erhalten.
Die Ingenieure von USRA haben am Wochenende den Fehler im System mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit finden und beheben können. Die Ursache lag wohl auch im langen Stillstand zu Jahresbeginn. Dabei hat sich eine größere Menge Schmutz in einem Filter vor dem Wärmetauscher für die Teleskopkühlung angesammelt, der den Luftstrom behindert hat. Dies wiederum hat ein Sensor bemerkt und die entsprechende Sicherheitsprozedur hat zur Systemfehlfunktion geführt.
Heute waren wir im Übrigen noch einmal im Armstrong Flight Research Center und haben uns den Teleskopsimulator, die Werkstätten und das Entwicklungslabor anschauen dürfen. Da viele Komponenten von SOFIA Einzelstücke sind, werden sie häufig selbst entwickelt. Diese Entwicklungen müssen höchsten Standards der Luft- und Raumfahrt genügen.
Zurzeit wird in den Laboren an einem neuen Sekundärspiegelsystem für das Teleskop gearbeitet, welchen in ca. 3 Wochen eingebaut werden soll. Neben dem wissenschaftlichen Input ist es genauso faszinierend zu sehen, wieviel Bürokratie zu so einem Projekt gehört. Es dürfen z.B. nur Bauteile verwendet werden, die einen strengen Zertifizierungsprozess seitens der NASA durchlaufen haben. Und beim Zusammenbau des Spiegels, steht ein Instrukteur der NASA ständig neben den Ingenieuren und beobachtet und dokumentiert jeden einzelnen Arbeitsschritt. Allein für den Zusammenbau der Spiegelzelle incl. Antrieb gibt es ein über 100seitiges Dokument, in den jeder einzelne Arbeitsschritt genau festgehalten ist und vom Instrukteur abgehakt wird.
Ob es am Endeffekt zum Flug kommt können Sie selbst hier verfolgen: http://de.flightaware.com/live/flight/NASA747
26.02.2019
ENDLICH! - SOFIA #548 is ready for departure
Live aus 41000 Fuß über dem Pazifik.
Heute hat es endlich geklappt. Ich bin auf meinem ersten Flug in der Stratosphäre angekommen. Es ist ein perfekter Tag, der für uns allerdings erst um 16:00 Uhr mit dem Mission Briefing begonnen hat. Mission Director Randy Grashuis und die beiden Piloten haben in die heutige Mission eingeführt. Dabei wird der Flugzeugstatus, der Status von Teleskop und Kamera genauso besprochen, wie das Wetter und das wissenschaftliche Programm. Ähnlich wie beim Start einer Raumkapsel, werden alle Verantwortlichen nacheinander aufgerufen und müssen ihr „GO“ geben. Heute war das bei allen der Fall. Somit konnten wir anschließend zügig zum Flugzeug gehen und um 17:00 Uhr heiß es dann „DOOR CLOSED“ und die Mission konnte beginnen.
Gleich zu Beginn stand für mich ein Highlight an, denn ich durfte neben dem Flugingenieur und direkt hinter dem Piloten im Cockpit Platz nehmen und von dort den Start live miterleben. Das war ein ganz besonderes Erlebnis, welches man wohl so schnell nicht wiederbekommt. Nachdem die Triebwerke angelassen waren, ging es zur Startbahn 25 den Palmdale Regional Airport und pünktlich um 17:57 Uhr startete unsere Boeing 747SP in den Himmel über Kalifornien.
Unser Flug führte uns heute zunächst nach Norden entlang der Küste bis in den kanadischen Luftraum. Nach dem wir unsere Beobachtungshöhe von anfangs 38000 Fuß erreicht hatten, wurde die Teleskoptür geöffnet. Die passiert so sanft, dass man es nur auf dem Monitor verfolgen kann. Es gibt keinerlei Vibration – was von einer extrem hohen Ingenieurskunst zeugt.
Der erste Flug einer neuen Beobachtungsserie, der in diesem Fall übrigens den Namen UHURA (nach Ltn. Uhura aus Enterprise) trägt, beginnt mit der Instrumentenkalibrierung. Diese erfolgte heute am Planeten Mars. Während dieser Prozedur haben wir den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht.
Momentan sind wir schon auf dem Flug wieder nach Süden. Dabei haben die Beobachtungen der 3 Galaxien begonnen, die heute auf dem Plan stehen. Zunächst ist M66 (NGC3627) an der Reihe. Dabei handelt es sich um eine Galaxie im Sternbild Löwe. Ziel ist es hier eine sehr detailreiche Karte der Galaxie im Infraroten zu erhalten. Diese soll später genutzt werden um den Zusammenhang zwischen dem vorhandenen Staub und der Entstehung neuer Sterne in Galaxien wie auch der unseren zu erforschen.
Wenn wir in ungefähr einer Stunde den südlichsten Punkt des Fluges erreicht haben, wird das Beobachtungsobjekt eine sogenannte „Grüner Erbsen“-Galaxie sein. Der Name stammt von der Entdeckung, da die ersten Aufnahmen kleine grüne Punkte waren. Entdeckt wurden diese übrigens von Amateurwissenschaftlern, die sich über das Internet am Programm „Galaxy Zoo“ beteiligt haben. Dabei ging es darum, dass an einem Teleskop in New Mexico gewaltige Mengen Digitalbilder des Himmels aufgenommen wurden und die Internetgemeinde aufgefordert wurde, die Galaxien auf diesen Bildern zu sortieren.
Heute weiß man, dass es sich bei den „Grünen Erbsen“ um relativ alte Galaxien handelt, die keinen aktiven Kern (mehr) besitzen, aber eine extrem hohe Sternentstehungsrate aufweisen. Eine der spannenden Fragen ist, warum dies so ist. Zum Verständnis tragen auch hier Messungen von Staub und dessen Bewegung in diesen Galaxien bei. Dazu werden hier an Bord Beobachtungen als Ergänzung zu weiteren erdgebundenen Beobachtungen mit anderen Teleskopen gemacht.
Das dritte Beobachtungsobjekt dieser Nacht wird die Galaxie NGC 2445 sein, die gerade dabei ist, mit einer Nachbargalaxie zu verschmelzen. Dabei kann man im Infraroten einen „Tsunami“ an Sternentstehung beobachten. Spannend ist hier die Frage, wie ein solcher Verschmelzungsprozess den Prozess der Sternentstehung beeinflusst.
Hier an Bord haben wir die Möglichkeit all diese Beobachtungen sowie die Bewegung des Teleskops an einer eigenen Konsole zu verfolgen. Wenn es die Beobachtung zulässt, haben wir auch die Möglichkeit live mit den Teleskop- und Instrumentenoperateuren zu sprechen und uns den genauen Ablauf der Beobachtung erklären zu lassen. Immer dann, wenn dies nicht möglich ist, bekommen wir trotzdem jede Menge Informationen, da wir über unser Kommunikationssystem den Funk an allen anderen Konsolen vom Mission Director über die FIFI-LS-Konsole bis zum Flight Deck mithören können.
In den frühen Morgenstunden werden wir dann zum Landeanflug auf Palmdale ansetzten.
Damit wird in ungefähr 4 Stunden eine unvergessliche Nacht zu Ende gehen, die mir lange in Erinnerung bleiben wird.
Jetzt ist es kurz nach Mitternacht und ich werde nun wieder zurück an unsere Konsole gehen, um weiter die Beobachtungen mitverfolgen zu können.
Und heute Abend werden wir hoffentlich zu einer zweiten spannenden Nacht aufbrechen. Dann geht es weit hinauf nach Kanada. Ja und vielleicht gibt es neben all der spannenden Wissenschaft auch noch Polarlichter zu sehen.
27.02.2019
Polarlichter über Kanada
SOFIA Flight #549 führte mich heute in die Weiten über den kanadischen Rocky Mountains. Trotz zunehmenden Windes haben wir Palmdale heute bereits um 17:30 Uhr PST verlassen. Auch bei diesem Flug lief die Vorbereitung, im Gegensatz zu letzter Woche, reibungslos. Alle Beteiligten meldeten Ihre Systeme „grün“, so dass einem weiteren Forschungsflug in die Stratosphäre nichts im Wege stand.
Zurzeit sind die Wissenschaftler wiederrum mit der Messung von spektralen Intensitäten beschäftigt. Im Unterschied zum gestrigen Flug, nahm die Instrumentenkalibrierung heute nur einen kleinen Teil der Flugzeit in Anspruch.
Dementsprechend stehen heute wesentlich mehr Beobachtungsobjekte auf dem Plan. Begonnen haben wir mit einer sogenannten Edge-On-Galaxie, was eigentlich nichts Anderes bedeutet, als dass man diese Galaxie direkt von der „Seite“ sieht. Dies ermöglicht es den Beobachtern die Ausbreitung von Staub und damit auch die Rate der Sternentstehung in Abhängigkeit von der Position senkrecht zur Scheibe zu messen.
Es folgen jetzt gerade weitere Galaxien, darunter auch wieder ein paar „Grüne-Erbsen-Galaxien“ und zum Schluss eine unregelmäßige Galaxie mit einer extrem turbulenten Entstehungsgeschichte.
Zwei Besonderheiten zeichnen den heutigen Flug aus. Zum einen werden wir heute von keinem Geringeren, als dem sogenannten Principal Investigator des Spektrometers FIFI-LS, Herrn Prof. Dr. Alfred Krabbe, begleitet. Er hat sich speziell für die heutige Nacht ein umfangreiches Programm für uns Lehrer überlegt, mit dem er uns eine Wissenschaft nahebringt. Neben sehr anschaulichen Erklärungen zur Funktionsweise von Teleskop, Instrument und Beobachtungsmethoden, hat er uns ganz aktuelle Ergebnisse seiner Forschung vorgestellt. Besonders beeindruckend waren Visualisierungen von Messergebnissen, die erst gestern Nacht an der Galaxie M66 entstanden sind. Diese bedürfen natürlich noch der wissenschaftlichen Auswertung, aber es ist spannend zu sehen, wie die doch sehr abstrakten Daten in anschauliche Ergebnisse verwandelt werden.
Die zweite Besonderheit der heutigen Nacht erlebten wir in der Nähe des nördlichsten Reisepunktes bei einer geografischen Breite von etwa 57 Grad Nord. Zum ersten Mal habe ich aus einem Flugzeug heraus Polarlichter gesehen. Anfangs waren es nur gräuliche Strukturen, aber nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und der Mission Director die Erlaubnis erteilt hatte, auch vom Oberdeck der B747 zu beobachten, kamen fantastische, sehr dynamische grüne Polarlichter zum Vorschein. Mittels der Kamera konnte man sogar rötliche Strukturen erkennen. Beeindruckend waren auch die schnellen zeitlichen Veränderungen im Aussehen der Polarlichter.
Jetzt sind wir wieder auf dem Flug nach Süden und werden noch bis kurz vor die mexikanische Grenze fliegen um dann in den frühen Morgenstunden unseren Rückweg nach Palmdale anzutreten.
Dort werden wir gegen 03:00 Uhr eine der spannendsten Beobachtungsnächte beenden, die ich jemals erlebt habe.
28.02.2019
Ausschlafen und Beobachtung des Starts von Flug #550
Zwei Nächte intensives Arbeiten in doch sehr ungewohnter Umgebung haben mich an die Grenzen der physischen Belastbarkeit gebracht.
Und so stand heute Ausschlafen und Ausruhen auf dem Programm. Das gestaltet sich hier im Hotel recht angenehm, da man die Zimmer absolut verdunkeln kann. So habe ich den Nachtschlaf bis zum Mittag ausgedehnt und war anschließen Schwimmen im Hotelpool.
Am Nachmittag sind wir dann kurz in die Berge gefahren und haben eine kurze Wanderung unternommen um den Kopf ein wenig frei zu bekommen.
Höhepunkt des Tages war für uns der Start der SOFIA um 17:48 Uhr vom Palmdale Regional Airport.
Dazu haben wir uns einem Platz außerhalb des Geländes in einem Gebiet mit vielen Joshua Trees gesucht.
Ganz pünktlich konnte man das Abheben beobachten. Dabei ist das ein ganz anderes Gefühl, wenn man tags zuvor noch selbst an Bord war.
Scheinbar hatten wir in dieser Woche mehr Glück mit unseren beiden Flügen, denn wie wir am nächsten Morgen erfahren haben, konnte der Flug wegen eines Fehlers in einer Power Unit nicht zu Ende geflogen werden und es gab einen "Return to Base" - ohne das wissenschaftliche Programm abgeschlossen zu haben. - Schade.
01.03.2019
Mt. Palomar
Unser einziger wirklich freier Tag. Den haben wir zum Abschluss genutzt und uns ein anderes astronomisches Highlight der Region angesehen. Wobei man mit Region nicht in deutschen Dimensionen denken darf. Immerhin hat es uns fast 3 Stunden Fahrt gekostet, um zum größten Teleskop der kontinentalen USA in den Palomar Mountains südlich von Los Angeles zu gelangen.
Dort steht auf 5550 Fuß (= ca. 1700 Meter) das 200inch-Hale-Teleskop, dessen Hauptspiegel gewaltige 5 Meter Durchmesser misst.
Neben einem kleinen, aber sehr informativen Visitorcenter kann man nicht nur die Kuppel von außen besichtigen, sondern auch auf einer Besucherterrasse das Teleskop selbst in seinen gewaltigen Dimensionen beobachten.
Damit geht der unfreiwillig verlängerte Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika zu Ende. Nun heißt es Kofferpacken und morgen geht es via Los Angeles, Frankfurt/Main und Dresden zurück nach Hause.